In Keelung angekommen wollen wir uns als erstes um die Fährtickets kümmern. Am Schalter wird uns dann mitgeteilt, dass wir besser am nächsten Tag die Fähre nehmen, ab Morgen wird starker Wellengang erwartet und die Fähre fährt regulär erst in fünf Tagen wieder. Der Abschied von Taiwan kommt nun etwas gar schnell – eigentlich hatten wir noch einiges geplant für die kommenden Tage, aber so lange möchten wir nun auch nicht warten.

Von Keelung aus machen wir einen letzten Tagesausflug in ein kleines Dorf namens Jingdhezen. Während des zweiten Weltkriegs, unter japanischer Besetzung, befand sich in diesem abgelegenen Bergdorf ein POW (Prisoner of War) Camp. Die Gefangenen mussten in der Kupfermine arbeiten, welche nach Ende des Kriegs noch bis in die 80er-Jahre in Betrieb war. Heute sieht man von unten vom Meer aus nur noch die riesige Ruine der Mine und ans POW-Camp erinnert lediglich ein kleine Gedenkstätte. Der Ausflug ist inspiriert vom Roman „Pflaumenregen“ des deutschen Autors Stephan Thome.

Am späten Abend geht es dann los: von Taiwan nach Nangan, der Hauptinsel der Matsu-Inselgruppe. Diese liegt nur wenige Kilometer vor dem chinesischen Festland, gehört aber politisch zu Taiwan. Bis vor einigen Jahren waren die Inseln gesäumt mit Bunkern und Festungen der taiwanesischen Armee – erst 1992 wurde hier das Kriegsrecht aufgehoben.

Am nächsten Morgen kommen wir um neun Uhr auf der Insel an. Nach einem Kaffee und Tee verbringen wir den Vormittag im Matsu-Museum, und sind sehr dankbar, dass wir bald im Guesthouse einchecken können. Die Überfahrt war zwar sehr komfortabel, der Schlaf aufgrund des Wellengangs jedoch nicht sehr tief. Das Museum gibt einen guten Einblick in die Geschichte der Inseln, ist jedoch sehr stark „Pro Armee“ geprägt.

Am nächsten Tag umrunden wir die Insel mit dem Velo: knapp 30 Kilometer und über 800 Höhenmeter. Die Strassen sind extrem steil – unser Velocomputer zeigt mehrmals über 20% Steigung an. Belohnt werden wir dafür immer wieder mit tollen Aussichten auf das wilde und wellige Meer. Zum Abendessen gibt es frische Crevetten, eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Inselgruppen im Winter, und ein letztes taiwanesisches Bier.

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